Authen­tisch leben.…aber wie? Und wieso?

Erin­nerst Du Dich an Oliver Kahns berühmten Auftritt ” Eier!! Wir brau­chen Eier!!”? Laut, wild, die Spucke flog, die Augen weit aufgerissen..

Ich schon.

Ich erin­nere mich an einen Mann, der unge­fil­tert und echt raus­haut, was gerade in seinem Inneren los war. Wovon er felsen­fest über­zeugt war. Was ihm wichtig war,

Heute, nach scheinbar vielen Image- und Sprach­trai­nings würde er wahr­schein­lich mit sanfter und sehr betu­li­cher Stimme sagen ” Nun ja, man könnte die Präsenz und den sport­li­chen Druck auf den Gegner, der übri­gens sehr gut aufge­stellt und sport­lich über­ra­gend ist, ein wenig opti­mieren und werden dazu auch ein Mental­Coa­ching mit in das Trai­nings­pro­gramm aufnehmen.”

Ich vermisse Kahn, wie er früher war. Echt. Ungefiltert.Pur.Authentisch.

Authen­ti­zität ist eines der großen Mode­worte. Jeder will authen­tisch leben und ist über­zeugt: nur authen­tisch bringt Erfolg.

Viele Menschen verwech­seln Authen­ti­zität mit etwas, das im Außen statt­findet. Dazu gehört ihrer Sicht nach, selbst­si­cher auftreten, sich Raum verschaffen, gesehen werden- letzt­end­lich: heraus­ste­chen aus der Menge bei gleich­zei­tigem Dazu­ge­hören zu einer begehrten Gruppe.

Das Ange­hören einer bestimmten Gruppe zeigt: man gehört dazu..Küsschen rechts..Küsschen links…man ist dabei. Dazu­zu­ge­hören als Zeichen von ” ich bin toll, weil diese Gruppe meine Gruppe ist!” 

Grup­pen­zu­ge­hö­rig­keit als Chrom­leiste, als Sonder­aus­stat­tung, als äußeres Erken­nungs­zei­chen… dafür kann man schon mal was von seinen eigenen Verhal­tens­weisen und Ansichten unter den Tisch fallen lassen. Warum das oft nicht lange gut geht, kommt gleich…

Tatsäch­lich beginnt Authen­ti­zität im Innen. Es ist eine Art innere Schatz­suche. Denn Authen­ti­zität ist etwas sehr indi­vi­du­elles- jeder Mensch trägt eine andere Mischung an Beson­derem in sich, was er mit der Welt teilen kann. Was er in seinem Leben nähren kann.

Wenn ich in der Therapie gefragt werde: ” Wie werde ich denn authen­tisch?” Antworte ich meist: ” Sie sind es doch schon! Die Kunst ist, die eigene Authen­ti­zität zu finden…und eines gleich vorweg: sie ändert sich im Laufe eines Lebens mehrfach.”

Das Finden Deiner Authen­ti­zität beginnt immer mit der Frage ” Was liebe ich?”

Und da habe wir schon die erste Heraus­for­de­rung. Uns inter­es­siert nämlich oft viel­mehr: “Wer liebt mich und was muss ich tun,dass das so bleibt?” Entwick­lungs­ge­schicht­lich gesehen, nach­voll­ziehbar: es gab Zeiten, da war es von größter Wich­tig­keit, nicht vom Stamm verstoßen zu werden..denn das bedeutet den sicheren Tod.

Heute aber darfst Du Dir den Luxus erlauben, heraus­zu­finden, was Du liebst- auch auf die Gefahr hin, ” verstoßen” zu werden. Was im Grunde gar nicht schlecht ist: oftmals ziehen wir uns Rollen über, um in einer Gruppe zu bestehen..aaaaaanstrengendes Unterfangen.

Ich zum Beispiel hatte in den 80igern das Bedürfnis zu den Poppern zu gehören. Karot­ten­jeans, selt­samer Haar­schnitt und natür­lich Leder­kra­watte und Spandau Ballet ( alle unter 50- bitte googelt Popper). Das ging nicht lang gut, ich wurde von der Gruppe enttarnt, als ich Adam and the Ants Songs mitsingen konnte.…und mit fast ange­wi­dertem Ausdruck aus der Popper­clique herau­si­gno­riert, Ich wurde enttarnt- meine Charade erkannt. 

Als ich dann die Menschen gefunden hatte, die auch Adam and the Ants hörten, entstanden daraus Freund­schaften, die zum Teil heute noch exis­tieren. Und wir sind noch immer text­si­cher bei Stand and Deliver.

Dieses Enttartnwerden ist mir noch ein paarmal in meinem Leben passiert, bei diversen Sozi­al­ex­pe­ri­menten: hermestü­cher­tra­gende junge Dame mit gepflegtem Bob.… die Gefährtin eines ” freie Liebe” Vertreters…,stille und entrückte Yoga­leh­rerin und Helicoptermama.…alles probiert, weil es mir erstre­bens­wert und wichtig erschien. Meist recht schnell enttarnt worden.…und was ein Glück, dass ich all das mal auspro­bierte, denn es schenkte mir Erfah­rungen und Gewiss­heiten, was ich ganz sicher so nicht noch einmal haben möchte. 

Ich vergleiche die Reise zur Authen­ti­zität gern mit einer inneren Schatzsuche. 

Finde heraus, was Du liebst,was Dich zum Strahlen bringt, wovon Du unbe­dingt mehr in Deinem Leben haben möchtest.

Finde heraus, was Dich inter­es­siert — finde heraus, welche Menschen Du inter­es­sant findest und vor allem, warum.

Mache Dich auf die Suche nach dem, was Dich wert­voll fühlen lässt. 

Finde das,was Dir das Gefühl von ” ah, genau so” gibt.

Und dann sorge dafür, dass Du all dies auch im Außen zeigst.

Sorge dafür, dass von all dem ganz viel in Deine Leben passiert und präsent ist.

Und schon bist Du authentisch.

Denn Deinen inneren Schatz im Außen zeigen, wirkt wie ein Signal­freuer auf Menschen, die Dir ähnlich sind. Menschen, die Dich unter­stützen, die mit Dir Schulter an Schulter gehen.Menschen, Deines Stammes.

Sich nicht verstellen müssen, bei den Menschen die Dich umgeben, ist ein großes Geschenk, denn es ermu­tigt Dich, weitere Schätze in Deinem Inneren zu finden, es macht Entwick­lung und Wachstum möglich.

Deine Authen­ti­zität entwi­ckelt sich mit Dir, mit Deinem Leben, mit Deinem Wandel. Manche Dinge sind immer­wäh­rend und beständig- und es kommt immer wieder etwas Neues dazu. und so ändert sich auch der Stamm der Dich umge­benden Menschen hin und wieder. Deinen inneren Schätzen entsprechend.

Das einzig Bestän­dige ist der Wandel, soll Bert­hold Brecht mal gesagt haben. Und solange Dein Wandel von innen heraus kommt, eine weitere Facette Deiner Authen­ti­zität mit sich bringt- wunderbar. Natür­lich, Stark.Verbunden.

Trai­nierst Du Dir Wandel an, wie es beim anfangs genannten Oliver Kahn scheinbar der Fall ist, wirkt dies manchmal befremd­lich- wie einstu­diert. Das passiert, wenn das Gefühl ” was muss ich tun, um geliebt zu werden/ erfolg­reich zu werden/ Kommen­tator im öffent­lich Recht­li­chen zu werden” das Zepter übernimmt.

Passiert uns allen mal, man probiert sich aus, testet was.…..kenne ich.( siehe oben)

Wenn Du das Bild der inneren Schatz­suche in Dir trägst, die Frage ” was liebe ich?” immer wieder in Dir auftaucht- ist eine Kurs­kor­rektur immer wieder möglich und wird auch geschehen, ganz natürlich.

Dann nimmst Du Dein Auspro­bieren liebe­voll an- freust Dich an der Erfah­rung- und gehst dann weiter auf Deinem Weg, hin zu Deiner dann um eine Erfah­rung, um eine Facette reicheren Authentizität.

Ich wünsche Dir viele gute Schatz­su­chen- mit vielen wunder­baren Schätzen.

ich wünsche Dir Deine Leute an Deiner Seite, die mit Dir gehen und für Dich stehen.

Ich wünsche Dir ein authen­ti­sches, liebe­volles und neugie­riges Sein- immer wieder.

Und ich wünsche Dir ” die Eier”, diesen Weg immer weider zu gehen.

Viel Freude dabei.

Diese Heart­beat Podcast Folge befasst sich eben­falls mit Authenitzität